Immer am Ball

Tennis

Kinder aus dem weißrussischen Gomel lernen bei SKV und TV Büttelborn einige Tipps und Kniffe im Tennis

Spiel, Satz und Sieg: 31 Kinder im Alter von zehn bis 15 Jahren aus dem weißrussischen Gomel lassen die Bälle beim Tennis freudig durch die Luft fliegen. In der dritten Woche ihres Deutschlandbesuchs spielen sie beim SKV/TV Büttelborn. Auf Einladung der Kinderhilfe Gomel kommen jedes Jahr Schüler aus Weißrussland nach Büttelborn. Sie leben in einem Gebiet, das bei der Reaktorkatastrophe 1986 in Tschernobyl stark verstrahlt wurde.
Der Besuch in Deutschland ist für die Kinder etwas Besonderes. „Sie mögen die Natur hier, dass alles so schön grün ist und die Blumen blühen. Gerade hier rund um die Tennisanlage finden es die Kinder schön“, sagt die russische Lehrerin Julia Borodich. „Sie haben viele Bilder im Kopf. Sie freuen sich sehr, hier ihre Ferien zu verbringen. Das ist für sie beste Zeit des Jahres. So etwas haben sie zu Hause nicht.“

Drei Lehrerinnen sind mit den Schülern für drei Wochen nach Büttelborn gekommen. Fahrten in Freizeitparks, zur Fasanerie in Groß-Gerau oder in den Zoo nach Frankfurt stehen unter anderem auf dem Programm. Wie jedes Jahr gibt es auch einen Tag auf dem Tennisplatz. „Der Tag ist für viele Kinder das Highlight in den drei Wochen. Zuerst lernen die Kinder einige Grundlagen, danach spielen sie frei und können sich austoben“, erklärt Udo Döring von der gemeinsamen Tennisabteilung von SKV und TV Büttelborn.
Die elf Jahre alte Paulina hat Gefallen an diesem Sport gefunden. „Ich spiele zum ersten Mal Tennis. Es ist schön hier, vor allem, weil wir draußen sind. Auch das Essen, besonders die Süßigkeiten, sind toll.“ Paulina hat bereits gelernt, wie sie aufschlagen muss. „Zu Hause würde ich auch gern Tennis spielen, wenn das geht. Das macht Spaß.“
Vereinstrainer Michael Hofmann ist von den Kindern beeindruckt: „Sie sind sehr diszipliniert, sind immer am Ball, vorsichtig und benehmen sich. Und für die Kinder ist das eine schöne Sache, denn in ihrer Heimat haben sie selten die Möglichkeit, Tennis zu spielen.“ Der Verein stellt die Ausrüstung. In der ersten Stunde lernen die Schüler die Auge-Hand-Koordination, wie Hofmann erläutert: „Es geht um die Ballgewöhnung, nicht um das strenge Einhalten von Regeln. Die Technik kann man so schnell gar nicht lernen. Und das würde auch langweilig werden, die Kinder sollen Spaß haben.“
Die Kinder lernen, wie man den Schläger richtig hält und den Ball am besten trifft. Beim freien Spiel geht es dann rasanter zu, und obwohl die Bälle kreuz und quer durch die Luft fliegen, bleiben alle Beteiligten heil – bis auf Lehrerin Borodich, die einen Ball abbekommt. Ernstlich verletzt hat sie sich aber nicht.
Da die Kinder kaum Englisch sprechen und nicht immer eine Lehrerin zum Übersetzen parat steht, verständigen sich Schüler und Tennislehrer mit Händen und Füßen. „Aber das ist kein Problem. Alle verstehen, was ich von ihnen will“, sagt Trainer Döring. Der 15 Jahre alte Vlad mache sich besonders gut, so Döring. „Er ist auch schon zum zweiten Mal hier, das merkt man.“ Vlad spielt in der russischen Heimat Volleyball, im vorigen Jahr hatte er zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand. „Am Anfang war ich nicht gut, mittlerweile kann ich schon einiges, weiß zum Beispiel, wie man den Schläger richtig hält. Ich habe heute wieder viel dazugelernt“, sagt der Schüler.
Auch die zehn Jahre alte Marina ist vom Tennis begeistert und gönnt sich kaum eine Pause. Sie betreibt professionell Gymnastik und interessiert sich für fast jede Sportart. „Ich bin sehr sportlich. Tennis finde ich toll, so wie die ganze Zeit hier.“
Nach dem Spiel gibt es für alle Kinder Würstchen mit Pommes und für die Vereinsmitglieder des SKV/TV Büttelborn ein typisch russisches Gastgeschenk von den Lehrerinnen: Wodka.

 Text und Foto aus dem Darmstädter Echo - www.echo-online.de

 

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