Uralter Kerwewein auf dem Speicher in der Tornhall entdeckt

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Da staunen selbst die ganz alt eingesessenen TVler nicht schlecht. In der Tornhall wurde auf dem Dachboden über der Bühne ein bislang nicht bekannter kleiner Raum entdeckt, der zudem eine dicke Überraschung bereit hielt.

Was ist passiert? Alles der Reihe nach. Wegen Ostern trafen sich die „Montagsmaler“ erst am Dienstag zum wöchentlichen Arbeitseinsatz in der Tornhall. Der Lagerraum über der Bühne sollte mal wieder entrümpelt werden. „Das machen wir so alle zwei Jahre, da sammelt sich immer viel Zeug an“, so Helmut Senßfelder von dem Schaffer-Team und meint weiter: „Wir wollten auch mal nach der Substanz der Wände schauen und haben daher ein paar Bretter abgeschraubt“. Bretter, die vermutlich so alt sind, wie die Tornhall selbst.

Doch hinter den Brettern war nicht etwa die vermutete Außenwand. Nein, ein Hohlraum stieß den Jungs entgegen. In dem kleinen Raum, vielleicht einen halben Meter tief und einen Meter lang liegen unzählige Weinflaschen, überzogen mit Staub und Spinnweben. Die Etiketten sind fast nicht mehr zu lesen, nur noch bruchstückhafte Wörter kann man teilweise entziffern. Ein Teil der Jahrgänge ist aber deutlich zu erkennen. So ist zum Beispiel ein 1931er Kestener Paulinsberg dabei, leider ist der Korken schon etwas angeschimmelt.

"Da habt Ihr was ganz großes gefunden"

1931er PaulinsbergWeinkenner Klaus Friedmann wurde sofort zu Rate gezogen. Zufällig war bei ihm gerade Andreas Neymeyer vom Weingut Bastian aus Endingen am Kaiserstuhl zu Gast. Neymeyer ist ein Fachmann schlechthin in Sachen Wein. Der Weinbauer und Oenologe Neymeyer und Klaus Friedmann waren dann am Mittwochvormittag zusammen mit Helmut Senßfelder auf dem Speicher in der Tornhall, um den Fund zu begutachten. Und die Weinprofis waren hellauf begeistert. „Da habt ihr was ganz großes gefunden“.

Vier Kisten mit rund 40 Flaschen sind es, alles Weine aus den frühen 1930er-Jahren. „Lauter Prädikatsweine“, weiß Neymeyer zu berichten, auch wenn bei weitem nicht mehr alle Flaschen richtig verkorkt sind. Doch rund die Hälfte der Flaschen sind völlig unbeschädigt und sollen richtig wertvoll sein. „300 bis 700 Euro ist so eine Flasche schon Wert – je nach Zustand“, sagt Andreas Neymeyer. Bei der Bergung der Weine wurde eine Flasche gleich geöffnet und probiert. „Eine ganz toll eingebundene Süße, tiefgoldene Farbe – das sieht nach einer Beerenauslese aus und schmeckt auch so. Einfach genial", so Klaus Friedmann. Doch als der Weinbauer vom Kaiserstuhl meinte, die beiden hätten da gerade eine Flasche im Wert von bestimmt zweitausend Euro durch ihre Kehlen geschüttet, verschlug es dem „Krämer Klaus“ erstmal die Sprache.

"Nach dem Krieg hatte man andere Sorgen"Uralte Weinkiste

Woher der Wein stammt, weiß niemand so recht. Ehrenmitglied Wilhelm Massing, Baujahr 1923 und damit zwei Jahre älter, als die Tornhall selbst ist, wurde zu Rate gezogen. Und er hat auch gleich eine Vermutung. Es gab damals Gerüchte, dass in den Vorkriegszeiten die Kerweborsch ihren übriggebliebenen Kerwewein irgendwo gebunkert haben. „Nooch em Kriesch hat mer oannern Soije gehabt, do hat wohl koaner meh oan den versteckte Woi gedenkt“, so Massing. Es könnte sich also wohl tatsächlich um den Kerwewein aus den Anfangsjahren der Tornhall handeln.

Was mit dem Wein nun passiert, bleibt abzuwarten. Friedmann und Neymeyer werden sich in Weinkenner-Kreisen über den Wert der edlen Tropfen kundig machen. Und dann? „Vielleicht versteigern wir die Weine. An Kerb wird der auf jeden Fall nicht ausgeschenkt. Das wäre Perlen vor die Säue geschmissen “, so der Vorsitzende und Finanzchef Dirk Ortwein, der sich schon jetzt über einen kräftigen Zuschuss für die Vereinskasse freuen kann.

Weitere Bilder:

Ein 1931er Paulinsberg

Unbekannter Wein

Uralte Bretter versteckten den Wein über viele Jahrzehnte

Eine Kiste mit zwölf Flaschen Wein Helmut Senßfelder und Andreas Neymeyer testen den Wein Der Kenner Neymeyer wirft einen genauen Blick auf die Flaschen  

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