Die neue Spargelkönigin heißt Viktoria

Kerb

Zur 31. Spargelkerb wurde am Sonntag traditionell die neue Spargelkönigin gekrönt: Viktoria Kleine (24) versprach charmant, den Kreis Groß-Gerau im Namen des Stangengemüses würdig zu vertreten. Die Stimmung rund um die Tornhall war grandios. „Wie ich zum Königinnen-Titel komme, weiß ich eigentlich gar nicht. Ich war wohl zu langsam im Neinsagen“, meinte Viktoria Kleine heiter. Die frisch gekürte Spargelkönigin erzählte am Sonntag anlässlich der Spargelkerb, ausgerichtet vom Turnverein (TV) und den Kerweborsch, dass Kerwevadder Jan Schneider sie vor einer Probe des Büttelborner Blasorchesters (BBO) beiläufig mit dem Vorschlag überrumpelt habe.

Also spielte Viktoria Kleine erst mal ihr Saxofon, bevor sie gewahr wurde, dass es kein zurück mehr gab. Vergangene Woche habe sie erstmalig auf einem Spargelacker gestanden und binnen einer halben Stunde ihre ersten 700 Gramm des weißen Gemüses gestochen, fügte sie hinzu. „Die Hauptaufgabe der Spargelkönigin ist sowieso das Lächeln, das Gutaussehen und Besuche von Spargelevents im Kreis. Das schaff’ ich schon“, versicherte die Grundschullehrerin, die im Blasorchester auch in der Jugendarbeit aktiv ist.

Herzlichen Applaus gab es für sie in der voll besetzten Tornhall, wo Jung und Alt die Spargelkerb feierten. Schnitzel und Spargel sowie Kuchen vom Büfett zeugten von Genussfreude. Auch draußen im Sonnenschein standen Tische und Bänke, wurde herzhaft zugelangt und manches Glas durstig geleert. Nebenan vergnügten sich die Kinder beim Kinderzirkus Hallöchen, der zu clownesken Mitmachspäßen einlud. In der Halle spielte traditionell das Blasorchester auf, und manch cleverem Beobachter war bereits vor Krönung der neuen Spargelkönigin ein Licht aufgegangen: „Ei, die Viktoria sitzt gar nicht am Saxofon.“ Offiziell galt Stillschweigen bis zum Augenblick der Inthronisierung, der auch Landrat Thomas Will (SPD) sowie Bürgermeister Andreas Rotzinger (CDU) und Hans Peter Jockel vom TV-Vorstand beiwohnten. Kerwevadder Jan Schneider verabschiedete mit Bonmots die aparte Spargelkönigin des Vorjahres, worauf Kathrin Werkmann ihrer Nachfolgerin die Krone auf die Locken setzte. Die 30 Kerweborsch stimmten ein Jubellied auf ihre Hoheit an, Viktoria Kleine parierte kess mit gereimter Rede. Ein Glas Wein half, die Zunge zu lockern.

Unverzichtbarer Mitorganisator der Spargelkerb ist neben dem TV-Kulturchef Hans Peter Jockel TV-Allrounder Mirko Bott, vor allem renommiert als Trampolintrainer. Luftsprünge hätte er am sonnigen Sonntag auch machen können: Wetter, Stimmung, Besucherzahl, Essen, Königin – all dies ergab ein perfektes Rundumpaket zur 31. Spargelkerb. „Die Büttelborner Spargelkerb wurde in den fünfziger Jahren von der Gemeinde ausgerichtet, war ein Fest der Spargelbauern. Damals zogen die Spargelstecherinnen und Bauern geschmückt durch den Ort, und die jeweilige Königin musste aus einer Spargelbauerfamilie stammen“, erläuterte Bott. Wie so viele volkstümliche Feste, schlief auch die Spargelkerb Anfang der sechziger Jahre ein. „1984 wurde sie von den Kerweborsch wiederbelebt. Seitdem wird die Tradition fortgesetzt, wenn auch unsere Spargelköniginnen teils noch nie ein Spargelgeschirr zum Stechen in Händen hatten“, fuhr Bott humorig fort. Immerhin: Neun große Spargelbauern gebe es noch heute im Ort – abgesehen von all jenen, die einen oder zwei Balken Spargel (sprich: Spargelhügel) privat beackern. Seit 2004 habe man auf die abendliche Tanzveranstaltung zur Kerb verzichtet, so Mirko Bott. „Tagsüber wollen die Leute feiern, denn montags geht’s wieder zur Arbeit.“

Apropos Arbeit: In der Tornhall wurde derweilen fleißig Spargel geschält. Landrat Thomas Will, Bürgermeister Andreas Rotzinger, die ehemalige und die neue Spargelkönigin sowie Kerwevadder Jan Schneider und Ron Hoffman, ein amerikanischer Ehrengast des TV, schälten um die Wette: Der Bürgermeister obsiegte, Applaus bezeugte ihm Respekt.

Der Text stammt aus dem Groß-Gerauer Echo vom 16.6.2014, geschrieben von Charlotte Martin

Zurück